Interview mit Gärtner Felix
Felix betreibt mit seiner Freundin Bibi und Johannes Fetz den Bio-Landhof Götteldorf. Letzterer führt den Bauernhof in 6. und das fränkische Gasthaus in 4. Generation
JB: Kannst Du Dich kurz vorstellen?
FG: Felix Gleißner, geboren 1994, gelernter Gärtner Fachrichtung Garten- & Landschaftsbau, Seit 11 Jahren beruflich an der frischen Luft, Berufsoberschule in Triesdorf und Fachabitur nachgemacht, zertifizierter Permakulturgestalter seit 2016. Internationale Erfahrung auf ökologischen Höfen, Permakulturprojekten und dem Leben in Gemeinschaft(-en). Mich interessieren Ökologie, regenerative Nahrungsmittelerzeugung, Boden, Bäume und das selbstbestimmte Leben innerhalb der planetaren Grenzen
JB: Wie wurdest Du Gärtner?
FG: Ich wollte dem Planeten dienen und mich der kapitalistischen Verwertung möglichst entziehen. Durfte aber kaum Bäume pflanzen und musste ständig irgendwelchen Bonzen die Vorgärten zubetonieren. Habe mich deshalb 2016 als Landschaftsgärtner mit Fokus Permakultur & ökologisches Bauen selbstständig gemacht... Aber die Leute für die ich arbeiten wollte, hatten nicht genug Geld. Die mit genug Geld waren aber wiederum keine Menschen für die ich arbeiten wollte. Deshalb nun doch endlich die Landwirtschaft, wo ich hier die Möglichkeit habe meine Erfahrung und Motivation auf 50 ha einzubringen.
Erzähl’ uns ein wenig vom Bio-Landhof Götteldorf
FG: Wir sind ein Bioland-zertifizierter Bauernhof mit Ackerbau, Forstwirtschaft, Tierhaltung, Gemüsebau und einer Bioland-Gastronomie, dem Gasthaus Fetz. Hier wohnen 8 Menschen und viele Tiere. Wir wirtschaften in Kreisläufen, regenerativ, gießen mit Regenwasser und so sparsam wie möglich, unterstützen uns gegenseitig am Hof bei allen anfallenden Aufgaben und sind eng vernetzt mit unseren Kollegen und Freunden aus der Region.
JB: Wo siehst Du Dich in 5 Jahren?
FG: Beliebt, bekannt, bekömmlich. Ich möchte bis dahin etablierte Abläufe und einen geregelteren Tagesablauf, finanzielle Sicherheit und 2x im Jahr ein wenig Urlaub. Außerdem mehr Zeit für Frau und Hund. Arbeiten unter Bäumen, die ersten Beerensträucher tragen üppig und der Stress der Gründungen ist verflogen. Mehr Ausgeglichenheit und innere Ruhe.
JB: Was macht Dich glücklich?
FG: Schimmernde Wassertropfen auf Blättern nach einem sanften Regen, Quellwasser, morgens ausgeruht aufwachen, gesunde Gemüsepflanzen, Ruhe, Musik die mich emotional und intellektuell berührt.
JB: Wie sieht ein typischer Tag im Leben von Felix aus?
FG: Aufstehen, fertig machen, 2 Brote oder einn Haferbrei mit Kaffee oder Tee, Hunderunde, kurz ins Büro, dann in die Gärtnerei bis um12e Mittagessen ist. Danach gehts wieder los bis 18 Uhr, da ist dann Abendessen. Danach duschen und ausruhen.
JB: Gibt es einen Lieblingsort?
FG: Ja, da gibts ein paar. Aber die verrat ich nicht. :P
JB: Was fällt Dir zu folgenden Stichwörtern ein?
- Musik
Folk Punk, Plattenspieler
-Vorbilder
Wir in 20 Jahren. Muss ich einfach so sagen... Es gibt in vielen Bereichen die mich interessieren spannende Menschen. Aber ich habe noch niemanden gefunden, der alle diese Felder in einem vergleichbaren Kontext so vereint wie ich es beabsichtige.
- Flow
Privilegiert sein, New Age, Versuch der Selbstverwirklichung, Hipster
Mich stört der Anglizismus, die Idee dahinter finde ich prinzipiell gut. Nur wird einem häufig suggeriert, dass man falsch leben würde, wenn man nicht dauerhaft und uneingeschränkt im "Flow" sei, quasi eine ewige Reise ohne Ankunft. Unsere Welt ist auf Produktivität und Hedonismus ausgerichtet, negative Gefühle sind da häufig eher als persönlicher Fehler gedeutet und unterfallen dann dem grenzenlosen Selbstoptimierungswahnsinn. Es ist vollkommen normal, dass es mal stressig ist, man Ängste hat oder nicht ganz auf der Höhe ist. Aber das geht vorbei. Wenns regnet wird man nass, man trocknet aber auch wieder.
- Inspiration
Wildnis
- Abenteuer
Das Leben vom Standpunkt der Ewigkeit betrachten